MOVING RITUALS – RITUAlPFAD

Musik aus den Anden

In der andinen Musik werden Melodien typischerweise von Panflöten getragen – und zwar in zwei bis fünf parallelen Oktaven auf einer pentatonischen Skala (= Skala ohne Halbtöne). Melodien, die doch Halbtöne enthalten, werden so verändert, dass ursprüngliche Halbtöne in tiefere bzw. höhere Lagen verlegt werden (so z.B. in sikura Besetzungen). Die traditionellen Melodien der Indios zeichnen sich außerdem durch wenige kurze, sich stets wiederholende Phrasen aus – z.B. nach dem Schema AA-BB-CC; rhythmisch gesehen sind diese Phrasen zweiteilig, was wiederum auf die verschiedenen Formen der traditionellen wayñu Tänze zurückgeht. Gesangsstimmen werden von Charangueros (Charango = 10-saitiges Zupfinstrument kleiner als eine Ukulele) und lebhaften Tanz- und Stampfrhythmen begleitet.

Heute wird in Bolivien diese Musik einerseits auf christlichen Festlichkeiten gespielt; andererseits markiert sie wichtige Jahresereignisse wie Aussaat und Ernte, Familienfeiern und andere besondere Anlässe je nach ayliu (= ethnische Gruppe mit derselben Religions- und Gebietszugehörigkeit).

Im mittel-andinen Hochland sind Musik, Tanz, Gesang und Ritual eng miteinander verknüpft – vor allem der Tanz findet sich in fast allen Formen des gemeinsamen Musikmachens. So bezeichnet das quechua Wort taki („Lied”) nicht nur gesungene Sprache, sondern auch Melodie und Tanz; und so heben die drei Begriffe takiy („singen”), tukay („spielen”) und tusuy („tanzen”) jeweils nur einen Aspekt einer ganzheitlich-musikalischen Handlung hervor. Diese drei Teilaspekte ergänzen sich in ihrer Bezeichnung zu einer organischen Einheit von Klang, Bewegung und symbolischem Ausdruck.

Musik und ihre Produktion ist hier stets im größeren Kontext eines landwirtschaftlich bedingten Jahreszyklus zu verstehen, der sich in zwei Hälften teilt: Regenzeit und Trockenzeit. Diese Jahreszeiten legen auch die Melodien, Tänze und Instrumente fest, die in einer Aufführung vorkommen können. Jede Feier hat ihre eigenen Melodien und ihre eigenen Instrumente; Musik und Tanz sind somit nicht nur Ausdruck von Freude, sondern auch gleichzeitig Opfergaben an Vater und Mutter Erde (Pachata und Pachamama).

Aus heutiger Sicht ist es wichtig, diese Feierlichkeiten und Rituale zusammen mit den zahlreichen Schichten und Neuinterpretationen zu betrachten, die von Anderen im Laufe der Zeit über diese gelegt worden sind. So bedingen sich  z.B. der alte Inka-Kalender, der gregorianische Kalender und der landwirtschaftliche Kalender alle gegenseitig – all diese Elemente spielen ihre eigene Rolle und vermischen sich zugleich.

Verwandte Klänge sind auf dem Festival bei Duo Elùn erfahrbar.

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