Disharmonika-Band
13. August | 20:30 – 21:30
Andy Vazul (Mundharmonika, Gesang, Sampling), Rieko Okuda (Klavier), Antti Virtaranta (Bass)
Der in Berlin lebende Mundharmonika-Virtuose, Improvisations- und Sound-Künstler Andy Vazul baute im Jahr 2014 im Rahmen eines Urban-Art-Projekts in Thessaloniki eine Disharmonika aus hundert zerbrochenen Mundharmonika-Stimmplatten. Aufgrund ihrer reichen klanglichen Möglichkeiten nahm er ein elektroakustisches Album ausschließlich mit den Klängen dieses recycelten Instruments auf. Außerdem nahm er Gesangsstimmen auf, zu jeder Komposition ein Gedicht von János Pilinszky, einem avantgardistischen ungarischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Das Drone//Noise//Dark//Industrial-Album ist noch nicht erschienen…
Das Bedürfnis, die komplexen Kompositionen auf die Bühne zu bringen, blieb dennoch bestehen. Gemeinsam mit Rieko Okuda (Klavier) erarbeitete Vazul ein Repertoire aus den Kompositionen der Disharmonika gemischt mit freier Improvisation. Um die klangliche Qualität zu erweitern stieß im Sommer 2020 Antti Virtaranta an Kontra- und E-Bass zur Band.
Nach erfolgreichem Förderantrag der HKF wird Vazul in diesem Jahr auf einem Abschnitt der Berliner East-Side-Gallery die sogenannte Windwall bauen, eine Klangskulptur aus Tausenden zerbrochener Mundharmonikas, inspiriert von der Idee und dem Aufbau der Disharmonika. Diese “Mauer” wird vom Wind gespielt und verbindet die Menschen, anstatt sie zu trennen. Die Windwall wird am 21. August in der East Side Gallery installiert und wird einen Monat lang von mehreren Veranstaltungen begleitet.
Andy Vazul
„Mit meinem Hintergrund als Mundharmonikaspieler und Kurator frei improvisierter Musik in die Welt der Klangkunst einzutreten, deckt meine künstlerische Arbeit ein breites Spektrum von Aktivitäten beider Bereiche ab. Allerdings bleibe ich lieber am Rand. Jemand dazwischen. Den ständigen Übergang reiten. Ich nähere mich meinem Leben und meiner künstlerischen Praxis als sofortige Komposition, in der die Bewegung und der Zufall konstant sind.“ (Andy Vazul)
Vazul ist Mundharmonikaspieler, Klangkünstler und derzeit Kurator des Musikprogramms am Collegium Hungaricum Berlin. Er hat das Input Impro Festival und andere Veranstaltungsformate wie spi.res und Conduction Series ins Leben gerufen, die eine Brücke zwischen der Berliner und der ungarischen improvisierten und experimentellen Musikszene schlagen.
Rieko Okuda
Als Pianistin und Komponistin aus Japan, mit klassischer Ausbildung aber auch einem Studium in Musiktherapie, führte sie ihr Weg über die zeitgenössische und improvisierte Musik bis hin zum Jazz. In den USA trat sie mit einigen der großen amerikanischen Jazzmusiker (Bob Mintzer, Jon Faddis, John Fedchock usw.) und prominenten Vertretern der Free-Jazz-Szene wie Marshall Allen (vom San Ra Orchestra) auf.
Ihr Interesse an improvisierter Musik führte sie schließlich nach Berlin. Doch auch in Japan wurde sie für das 2014 arrangierte Lied namens „Amenochi Hareruya“ mit dem Japanese Record Award ausgezeichnet. 2017 und 2018 erhielt sie die Residency im Elektronik Music Studio (EMS) in Stockholm, Schweden. Diese Residency-Erfahrungen inspirierten sie zum elektroakustischen Bereich, und sie begann, die Elektronik zu ihren Klaviersolostücken einzuladen.
Ihr erstes elektroakustisches Soloalbum „Paranorm“ wurde im Februar 2018 beim japanischen Plattenlabel Athor Harmonics veröffentlicht.
Im Jahr 2020 hat sie die Residency im Visby International Centere for Composers (VICC) erhalten, um ihre Erfahrung zu erweitern und mehr Möglichkeiten zu finden, verschiedene Klänge und Kompositionstechniken zu kreieren.
Antti Virtaranta
…ist ein finnischer Bassist und Komponist. Er begann seine musikalische Reise im Alter von 17 Jahren mit dem Schwerpunkt Jazzmusik und besuchte die University of the Arts in Philadelphia. Schnell lernte er Free Jazz und experimentelle elektronische Musik kennen, was alles veränderte. Er zog nach Berlin, um sich der pulsierenden Szene der Improvisatoren anzuschließen, startete Projekte mit vielen Musikern und entwickelte seinen eigenen Sound. Derzeit konzentriert er sich darauf, seine Stimme in Musik und Klang durch Komposition und Improvisation auszudrücken. Aus seinen Einflüssen aus Jazz- und Rockmusik und autodidaktischer zeitgenössischer Musik formt sich seine musikalische Sprache. Sein Fokus liegt heute auf Konzepten und Kompositionen für Solobass und Soloelektronik sowie auf unkonventionellen Notationen. Neben seinen Engagments in diversen Duos und Trios arbeitet Antti mit Tänzer:innen und bildenden Künstler:innen.